MIYAZAKI SABO
KAMAIRICHA, WAKOCHA UND SANNENBANCHA DER SONDERKLASSE
Teefarm: |
Miyazaki Sabo |
Terroir: |
Gokase, Miyazaki, Japan |
Höhenlage: |
600-750m ü.d.M. |
Anbau: |
Eu-Bio zertifiziert. Anbau ohne Pestizide seit 1983, JAS Organic Zertifizierung 2001 |
Fokus: |
Traditionell hergestellte Kamairicha, Sannenbancha, Wakocha, Zairai Tees |
Die Teefarm von Miyazaki Sabo (宮﨑茶房) ist wahrlich ein Ort der Superlative: fast 15 Hektar Land umfassen die insgesamt etwa 140 Teefelder, etwa das Vierfache des Durchschnitts unter eigenständigen japanischen Teefarmern. Auch die Vielfalt der angebauten Cultivare ist mit mehr als 20 Sorten außergewöhnlich groß und hat Herrn Miyazaki unter Teekennern und Freunden sogar den Beinamen als “Cultivar-König” eingebracht. Nicht zuletzt zeichnet sich Miyazaki Sabo durch den Fokus auf traditionelle Tee-Spezialitäten aus der Region aus, darunter Wakocha-Schwarztee, Sannenbancha, und ganz besonders Kamairicha. Hierfür wurde Miyazaki Sabo vielfach ausgezeichnet, darunter mit vorderen Plätzen und Auszeichnungen des Landwirtschaftsministers bei dem wichtigsten japanischen Tee-Wettbewerb, dem “Zenkoku Cha Hinpyo Kai” 全日本茶品評会, sowie 2002 bei dem besonders prestigeträchtigen Tenno-Cup des alljährlichen “Landwirtschaft-Festes”, der vom japanischen Kaiser für herausragende landwirtschaftliche Erzeugnisse vergeben wird. Die Umstellung auf biologischen, pestizidfreien Anbau erfolgte bereits in den frühen 1980er Jahren, womit die Farm zu den Pionieren des Bio-Anbaus in Japan gezählt werden kann - insbesondere was Tee-Spezialitäten jenseits der weit verbreiteten gedämpften Sencha & Gyokuro angeht.
TERROIR
Die auf über 600m ü.d.M. gelegenen Teefelder von Miyazaki Sabo sind eingebettet in die von Flüssen und bewaldeten Hügeln geprägte Landschaft zwischen dem Aso-Vulkanmassiv im Norden und dem Hochland von Miyazaki im Süden. Die Ortschaft Gokase ist unweit des geographischen Zentrums von Kyushu gelegen und bietet eine magische Landschaft voller Felshöhlen und Wasserfälle, Schluchten und alten Shinto-Schreinen. Direkt angrenzend ist das in ganz Japan bekannte Takachiho, welches eng mit den klassischen japanischen Sagen über die Kami-Götter verwoben ist: in einer bis heute zugängigen Felsspalte soll sich hier einst die Sonnengöttin Amaterasu versteckt haben, und hier ist es auch, wo die Götter einstmals aus den himmlischen Gefilden herabstiegen und Japan besiedelten. Für Herrn Miyazaki ist die Natur in Gokase auch aus diesem Grund besonders geeignet für den Anbau von Tee und Pflanzen allgemein, da man in den vor Lebensenergie nur so strotzenden Wäldern und Bergen der Region wahrlich meinen könnte, in jedem Stein und in jedem Grashalm die Kami der Natur zu spüren. Höhenbedingt herrscht in den Teefeldern ein Klima mit großen Temperaturunterschieden je nach Tages- und Jahreszeit vor, und sogar Schnee fällt mitunter in großen Mengen im Winter trotz der südlichen Lage - was die Region damit zum südlichsten Skigebiet Japans macht. Für den Tee bedeutet dieses Reizklima einen positiven Stress, der zur Ausbildung eines vollen Aromas und zum langsamen Wachstum der Pflanzen führt, wodurch diese die Nährstoffe des Bodens besonders gut aufnehmen und verwerten können.
TEESORTEN & HERSTELLUNG
In der Präfektur Miyazaki und insbesondere auf den Teefeldern Miyazaki Sabos findet sich als weitere Besonderheit eine deutlich größere Vielfalt an Cultivaren als in anderen japanischen Teeregionen, was insbesondere auch mit der Tradition des Kamairicha zusammenhängt. Als eine von nur zwei großen Regionen für Kamairicha in Japan ist Gokase neben Ureshino stark durch diese Tee-Spezialität geprägt, bei welcher der Tee im Gegensatz zu Sencha nicht gedämpft, sondern in einer Pfanne zum Stopp der Oxidation erhitzt wird. Entsprechend finden sich viele insbesondere für die Herstellung von Kamairicha verwendete Cultivare wie z.B. Minekaori oder Takachiho, mit markantem Eigengeschmack und großer Floralität - eines der wichtigsten Augenmerke guten Tees für Herrn Miyazaki. Tatsächlich hat Herr Miyazaki seit jeher eine große Liebe für Blumen, welche er in seinem landwirtschaftlichen Studium erforschte und deren vielfältige Aromen er in seinen Tees besonders wertschätzt. So verwundert es nicht, dass sich Miyazaki Sabo im Gegensatz zum Großteil der Farmer Japans nicht auf Sencha und Gyokuro, sondern auf Kamairicha, Wakocha und Oolong-Tees spezialisiert - Tees, bei welchen weniger ein starkes Umami, sondern das florale Aromabouquet im Vordergrund stehen. Dieses wird durch die höhenbedingt dünnen Blätter, das Welken vor der Weiterverarbeitung sowie die Pfannenhitze nochmals stärker hervorgebracht, was Miyazaki Sabo’s Tees zu wahren Duftschätzen unter den japanischen Tees macht. Eine weitere Spezialität aus dem Hause Miyazaki ist Sannenbancha, wörtlich “3-Jahres-Bancha”, welcher von Hand geröstet wird und von dem zwei Varianten hergestellt werden: ein dreijährig gereifter Sannenbancha sowie ein Sannenbancha aus drei Jahre lang unberührten Teepflanzen, die mitsamt Ästen zurückgeschnitten werden.
FAMILIE & ANBAU
Trotz der Höhenlage und den damit verbundenen tendenziellen Befall der Teepflanzen durch Schädlinge war die Umstellung auf Bio-Anbau in den 1980er Jahren kein leichter, denn wie bei vielen anderen unserer Bio-Farmer ließ die Qualität und Gesundheit der Teepflanzen nach der Umstellung zunächst zu wünschen übrig. Ein pestizidbedingter Unfall eines Freundes der Familie und der Wunsch, sichere Produkte für die Teetrinker zu erzeugen, gab den Anlass, die damals übliche Anbauweise mit großen Mengen Pestiziden radikal zu überdenken und auf einen gänzlich ökologischen Landbau umzustellen. Nicht nur konnte man sich nicht auf etabliertes Know-How im Teeanbau verlassen, sondern es fehlte auch die Unterstützung und Wertschätzung der Konsumenten für Bio-Produkte, da Bio-Tee der Ruf minderwertiger Qualität nachging. Auch ein weiterer ökonomischer Faktor belastete den Teeanbau der Familie Miyazaki, denn durch die Höhenlage bedingt gedeihte der neue Tee später als im Flachland, wodurch der Grüntee im Vergleich zu diesen begehrten Shincha einen günstigeren Preis erzielte. Diesen Schwierigkeiten trotzte Miyazaki Sabo mit Bravour, indem sie sich auf die Tradition der Region besinnten und dem immer stärker vorherrschenden Trend zur Sencha-Produktion entgegen Kamairicha, sowie später auch Wakocha, Oolong und Sannenbancha zu produzieren begannen, um sich so von der Masse abzuheben. Zudem machte Herr Miyazaki große Anstrengung, seine Tees über die Grenzen der Präfektur hinaus bekannt zu machen, wofür er seine Tees auf vielen verschiedenen Tee-Messen wie dem Japan Tea Festival vorstellte. Zudem begann Miyazaki Sabo damit, kreative und teils ungewöhnliche Blends zu erstellen, z.B. mit Yuzu, Ingwer, Tee-Blumen, oder auch Tulsi-Basilikum aus der Region. Mittlerweile hat Miyazaki Sabo sich so einen Ruf für exzellente Tees erarbeitet, was nicht zuletzt auch viele Reisende anzieht, die bei Miyazaki Sabo und im Dorf Gokase mit großer Freundlichkeit in Empfang genommen werden und gerne bei den Arbeiten auf den Feldern helfen.
SOCIALES ENGAGEMENT
Auch der lokalen Community ist Miyazaki Sabo sehr verbunden - ob Tag der offenen Tür für Grundschulkinder, Kooperationen mit lokalen Farmern und Geschäften wie z.B. einer Konditorei, oder Projekte, um den Tourismus in die Region wiederzubeleben - die Familie Miyazaki hilft tatkräftig dabei mit, die Region Gokase als eine blühende Dorfgemeinschaft zu erhalten und zu entwickeln. Die Mitarbeit freiwilliger Helfen auf den Feldern ist möglich und ausdrücklich erwünscht, denn hiervon profitieren nicht nur die Gäste, die eine Weile den Teeanbau erleben und erlernen können, sondern auch Miyazaki Sabo, da sie so ihre Kontakte erweitern und neue Liebhaber und Händler ihrer Tees gewinnen können. Nicht zuletzt ist es das große Engagement für den Erhalt der Kamairi-Tradition - einst weit verbreitet vor allem in Kyushu, aber durch die Vorliebe für Sencha weitestgehend in Vergessenheit geraten - mit welchem Miyazaki Sabo aktiv zu dem gelebten kulturellen Erbe der Region beiträgt und auch der japanischen Teewelt als solches mit ihren besonderen Tees einen wertvollen Dienst durch die Erhaltung der einstigen Diversität und Regionalität erweist.
KAMAIRICHA
TEES
SANNENBANCHA & HOJICHA
TEES
WAKOCHA SCHWARZTEES
OOLONG TEE