Besonderheit in Lage, Anbau und Verarbeitung
Das Terroir
Der Emei Shan (Berg Emei) ist einer der berühmtesten und heiligsten Berge Chinas, gelegen in der Provinz Sichuan. Er gehört zu den vier heiligen buddhistischen Bergen des Landes und ist nicht nur ein bedeutendes religiöses und kulturelles Zentrum, sondern auch ein Ort von außergewöhnlicher natürlicher Schönheit und reichem Erbe. Emei Shan wurde 1996 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.
Der Gebirgszug ist berühmt für seine vielfältige Landschaft, die von tiefen Tälern bis hin zu steilen, nebelverhangenen Gipfeln reicht, die sich auf eine Höhe von 3.100 Metern erheben. Diese große Höhe und die Nähe zu subtropischen Klimazonen schaffen ein sehr einzigartiges Terroir. Der Berg ist oft in Nebel gehüllt, was ideale Bedingungen für den Anbau von Tee bietet, da die Pflanzen vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt sind und durch den Nebel ausreichend Feuchtigkeit erhalten. Die kühlen Temperaturen auf den höheren Hängen ermöglichen eine langsame Reifung der Teeblätter, was ihnen Zeit gibt, komplexe Aromen und Nährstoffe zu entwickeln. Der Boden des Emei Shan ist mineralreich, was dazu beiträgt, dass die Teepflanzen hier besonders nährstoffreich und geschmacklich intensiv sind.
Der Emei Shan hat nicht nur durch seine Natur eine herausragende Bedeutung, sondern ist auch ein wichtiges buddhistisches Zentrum. Der Legende nach soll der Berg der Ort gewesen sein, an dem Bodhisattva Samantabhadra seine Erleuchtung erlangte. Im Laufe der Jahrhunderte sind auf dem Berg zahlreiche buddhistische Tempel und Klöster entstanden, die Pilger und spirituelle Suchende aus der ganzen Welt anziehen.
Ernte und Herstellung
Eine der herausragendsten Besonderheiten dieses Tees liegt darin, dass die Blätter und Knospen nur aus einer einzigen Ernte pro Jahr stammen. Aufgrund der großen Anbauhöhe und des begrenzten Sonnenlichts wird die Photosynthese der Pflanzen stark verlangsamt, was dazu führt, dass neue Triebe nur äußerst langsam nachwachsen. Gleichzeitig wird auf die natürliche Vitalität der Pflanzen besonderer Wert gelegt, indem ihnen eine großzügige Regenerationszeit eingeräumt wird. Es ist daher kaum verwunderlich, dass einige der Teepflanzen über 100 Jahre alt werden.
Die Ernte erfolgt traditionell von Hand Ende März. Nur die besten Blätter und Knospen werden sorgfältig ausgewählt, um die höchste Qualität zu gewährleisten.
Nach der Ernte durchläuft der Tee zunächst eine Phase des Welkens, um den Feuchtigkeitsgehalt zu reduzieren. Dieser Prozess ist essentiell, um ihn weich zu machen und die gewünschte Textur für die Weiterverarbeitung zu erreichen. Anschließend erfolgt der sogenannte „Sha Qing“-Prozess, auch bekannt als "Kill Green", bei dem die Blätter und Knospen kurz erhitzt werden, um die Enzymaktivität zu stoppen und eine Oxidation zu verhindern.
Das Rösten des Tees findet traditionell in großen Woks bei Temperaturen zwischen 150 und 200°C statt. Danach durchläuft er eine längere Ruhephase. In einem weiteren Schritt, dem „Feintuning“, überprüft der erfahrene Teemeister das Aroma sowie den Feuchtigkeitsgehalt und nimmt, falls nötig, eine zusätzliche Erhitzung vor, um die perfekte Balance zu erreichen.
Nach einer erneuten Ruhephase werden die Blätter und Knospen schließlich im Ofen getrocknet, um den restlichen Feuchtigkeitsgehalt zu reduzieren und die Qualität des Tees zu sichern. Das Trocknen erfolgt in mehreren Phasen: Zunächst eine schnellere Trocknung bei höheren Temperaturen, gefolgt von einer langsamen Trocknung bei niedrigeren Temperaturen, um die gewünschte Trockenheit und Knusprigkeit zu erzielen.